Nils Müller liest reviewed Time Shelter by Georgi Gospodinov
Spannender Roman über den Sirenengesang der "guten alten Zeit".
4 stars
In seinem Roman „Zeitzuflucht“ entwickelt der bulgarische Autor Georgi Gospodinov eine sehr spannende Idee: Seine Hauptfigur Gustín entwickelt eine Möglichkeit, Menschen in gewisser Weise in der Zeit zurückreisen zulassen, indem man ihnen einen Wohnraum bietet, der einer vergangenen Zeit angepasst ist – mit Möbeln, Produkten, Zeitungen und auch Nachrichten aus dieser Zeit. Anfangs als sicherer Raum für an Demenz erkrankte Menschen gedacht – übrigens ein Konzept, das tatsächlich auch in unserer echten Welt umgesetzt wird –, wird der Gedanke bald auch für gesunde Menschen und schließlich sogar ganze Gesellschaften interessant.
Während der erste Teil der Entstehung und Ausbreitung dieser Idee in meinen Augen ein wenig trocken daherkommt, hatte mich das Buch so ungefähr aber der Mitte dann wirklich gefesselt: Hier geht es in erster Linie darum, wie die unterschiedlichen europäischen Staaten versuchen, ihre eigene Geschichte wieder aufleben zu lassen und dann zu konservieren. Dabei erzählt Gospodinov weniger eine konsistente Geschichte, …
In seinem Roman „Zeitzuflucht“ entwickelt der bulgarische Autor Georgi Gospodinov eine sehr spannende Idee: Seine Hauptfigur Gustín entwickelt eine Möglichkeit, Menschen in gewisser Weise in der Zeit zurückreisen zulassen, indem man ihnen einen Wohnraum bietet, der einer vergangenen Zeit angepasst ist – mit Möbeln, Produkten, Zeitungen und auch Nachrichten aus dieser Zeit. Anfangs als sicherer Raum für an Demenz erkrankte Menschen gedacht – übrigens ein Konzept, das tatsächlich auch in unserer echten Welt umgesetzt wird –, wird der Gedanke bald auch für gesunde Menschen und schließlich sogar ganze Gesellschaften interessant.
Während der erste Teil der Entstehung und Ausbreitung dieser Idee in meinen Augen ein wenig trocken daherkommt, hatte mich das Buch so ungefähr aber der Mitte dann wirklich gefesselt: Hier geht es in erster Linie darum, wie die unterschiedlichen europäischen Staaten versuchen, ihre eigene Geschichte wieder aufleben zu lassen und dann zu konservieren. Dabei erzählt Gospodinov weniger eine konsistente Geschichte, als dass er uns an den Überlegungen seiner namenlosen Erzählfigur teilhaben lässt.