Jonas reviewed Une Semaine de Bonté by Max Ernst
Surreale "sequential art"
3 stars
Max Ernsts Une Semaine de Bonté ist schwer zu beschreiben. Er hat zahllose Elemente aus verschiedenen Bildern ausgeschnitten und neu angeordnet. Menschen mit Tierköpfen, herumliegende Riesenegel, Meereswogen im Schlafgemach... Die 182 Collagen sind in sieben Gruppen als Woche strukturiert, jedem Tag ist ein Element zugeschrieben. Die Gruppen werden auch durch bestimmte Bildmotive zusammengehalten. So ist ihnen nicht nur durch die materielle Anordnung im Buch, sondern auch durch den konstruierten Wochenrahmen eine Sequenz, wenn schon keine Konsequenz gegeben. Für die deutsche Ausgabe (1963/1975) hat Max Ernst die kurzen Begleittexte/Zitate für jeden Wochentag neu gefasst/zusammengestellt. Das Buch ist ein berühmtes Werk des Surrealismus; als Comicfan frage ich mich aber auch, ob die wortlosen Bildgeschichten der Zeit (von Frans Masereel, Lynd Ward, Otto Nückel u.a.) Ernst beeinflusst haben.
Einerseits ist das Buch ein absolutes Fest des Surrealismus, der Phantastik und der graphischen Kunst. Andererseits verweigert es sich bestimmten Zugängen - zum Beispiel dem …
Max Ernsts Une Semaine de Bonté ist schwer zu beschreiben. Er hat zahllose Elemente aus verschiedenen Bildern ausgeschnitten und neu angeordnet. Menschen mit Tierköpfen, herumliegende Riesenegel, Meereswogen im Schlafgemach... Die 182 Collagen sind in sieben Gruppen als Woche strukturiert, jedem Tag ist ein Element zugeschrieben. Die Gruppen werden auch durch bestimmte Bildmotive zusammengehalten. So ist ihnen nicht nur durch die materielle Anordnung im Buch, sondern auch durch den konstruierten Wochenrahmen eine Sequenz, wenn schon keine Konsequenz gegeben. Für die deutsche Ausgabe (1963/1975) hat Max Ernst die kurzen Begleittexte/Zitate für jeden Wochentag neu gefasst/zusammengestellt. Das Buch ist ein berühmtes Werk des Surrealismus; als Comicfan frage ich mich aber auch, ob die wortlosen Bildgeschichten der Zeit (von Frans Masereel, Lynd Ward, Otto Nückel u.a.) Ernst beeinflusst haben.
Einerseits ist das Buch ein absolutes Fest des Surrealismus, der Phantastik und der graphischen Kunst. Andererseits verweigert es sich bestimmten Zugängen - zum Beispiel dem rationalen Verstehen. Ich habe mich oft gefragt, was bestimmte Bildelemente in der Collage eigentlich zeigen. Ist es Absicht, dass nicht wirklich zu erkennen ist, was die Figur da auf dem Bauch hat (oder was auch immer), oder bin ich zuwenig vertraut mit der Bildsprache des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, um die rekontextualisierten Schnipsel zu verstehen? Mir fiel es nicht ganz leicht, mich davon zu lösen und der (alp-)traumhaften Fluidität dieser Bildwelt einfach hinzugeben. Ich suchte die Zusammenhänge (die reichlich vorhanden sind, deren Sinn sich aber dem Zugriff entzieht) und verpasste dabei vielleicht das unprätentiöse Staunen über die Chimären und das Rauschen des Sturms. Persönliche Highlights: Der Mittwoch, und die Knochen im freitäglichen Liebeslied.