Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps

Wie ich lernte, die Zukunft wieder zu lieben

Paperback

German language

Published Oct. 9, 2024

4 stars (2 reviews)

2 editions

Klimabewegung nach dem Kollaps

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Diese Rezension erschien zuerst in Contraste Nr. 485 vom Februar 2025

Das Buch sei, so der Autor Tadzio Müller in der Einleitung, ein »politemotionales Tagebuch«, das drei Erzählstränge vereint: Seine persönliche Geschichte aus der Depression zu »wiedergefundener realistischer Hoffnung«, eine Geschichte der Klimabewegung und schließlich eine neue analytische Perspektive auf das Scheitern dieser und die gesellschaftlichen Ursachen dafür.

Er entwickelt dazu vier Thesen: Erstens, der Klimakollaps sei bereits eingetreten, die Klimabewegung sei also an ihrem Ziel, diesen zu verhindern, gescheitert. Zweitens, dieses Scheitern sei nicht deren Schuld, sondern geschah auf Grund der Herausbildung einer »Verdrängungsgesellschaft«. In den westlichen Gesellschaften sei klar, welche Schuld sie an den Krisen haben und auch was sie aufgeben müssten, um gegenzusteuern. Weil dazu keine Bereitschaft bestehe, werde dieses Wissen verdrängt. Je mehr die Klimakatastrophe spürbar, und je dringlicher die Forderungen der Klimabewegung werden, desto mehr rühren sie an dem verdrängten Wissen und desto mehr Widerstand …

Deutschland als abusive boyfriend

4 stars

Die psychologischen Metaphern und deren Transfer gefielen mir sehr gut (z.B. toxische Beziehungen oder Leugnen als Bewältigungsstrategie). Störend empfand ich das unstete Schriftbild mit sehr häufig wechselnden Formatierungen. Den Ausblick in „die Zukunft“ nach Schweden fand ich recht spannend. Dabei lässt sich ein Kommentar des Autors dazu auch auf sein Buch übertragen, nämlich „dass vieles [...] für Menschen, die schon lange in der anarchistischen mutual aid-Tradition arbeiten [...], ein ziemlich alter Hut“ ist. Für mich las sich das Buch damit nicht nur als „ein Buch über eine und aus einer Bewegung“, sondern auch für die Klimabewegung. Wichtig für diese war die Analyse der extremen Rechten und die Notwendigkeit antifaschistischer Praxis.