Paperback, 284 pages
German language
Published 1971 by Luchterhand Literaturverlag.
Archaische Sozialbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert Sammlung Luchterhand, #16
Paperback, 284 pages
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Published 1971 by Luchterhand Literaturverlag.
Eric J. Hobsbawm differenziert – an Selbstzeugissen von Rebellen, wie an einzelnen Rebellionen im 19. und 20. Jahrhundert – zwischen plebejischem und proletarischem Kampf. Er liefert die materiellen Gründe für ritualisiertes Verhalten unterdrückter Sozialgruppen, deren chancenloser Kampf ums Überleben zum religiösen Gestus versteinern muß. Hobsbawms Studie über Sozialrebellen ermöglicht nicht nur dem Akademiker das Verständnis interessanter und kurioser Einzelphänomene aus der Sozialgeschichte, sondern läßt den an gegenwärtigen Ereignissen Interessierten Vergleiche zu zeitgeschichtlichen Erscheinungen in den Städten und auf dem Lande ziehen: Die klare Abgrenzung zwischen proletarischem Klassenkampf und plebejischem Aufstand leitet sich aus den materiellen Bedingungen für die jeweilige Gesellschaftsformation ab. Nach Hobsbawm beherrscht dumpfer Klassenhaß die Bevölkerungsschichten, die am Rande der fortgeschrittenen Industriegesellschaft zu vegetieren gezwungen sind; er entlädt sich in Revolten der Landarbeiter Siziliens und Calabriens, der Anarchisten in Andalusien, der sogenannten Banditen in Sardinien oder Lateinamerika, genauso in den Slums der Metropolen unter den depravierten Afro-Amerikanern. Die …
Eric J. Hobsbawm differenziert – an Selbstzeugissen von Rebellen, wie an einzelnen Rebellionen im 19. und 20. Jahrhundert – zwischen plebejischem und proletarischem Kampf. Er liefert die materiellen Gründe für ritualisiertes Verhalten unterdrückter Sozialgruppen, deren chancenloser Kampf ums Überleben zum religiösen Gestus versteinern muß. Hobsbawms Studie über Sozialrebellen ermöglicht nicht nur dem Akademiker das Verständnis interessanter und kurioser Einzelphänomene aus der Sozialgeschichte, sondern läßt den an gegenwärtigen Ereignissen Interessierten Vergleiche zu zeitgeschichtlichen Erscheinungen in den Städten und auf dem Lande ziehen: Die klare Abgrenzung zwischen proletarischem Klassenkampf und plebejischem Aufstand leitet sich aus den materiellen Bedingungen für die jeweilige Gesellschaftsformation ab. Nach Hobsbawm beherrscht dumpfer Klassenhaß die Bevölkerungsschichten, die am Rande der fortgeschrittenen Industriegesellschaft zu vegetieren gezwungen sind; er entlädt sich in Revolten der Landarbeiter Siziliens und Calabriens, der Anarchisten in Andalusien, der sogenannten Banditen in Sardinien oder Lateinamerika, genauso in den Slums der Metropolen unter den depravierten Afro-Amerikanern. Die Aufstäindischen zeigen oft nur ein vorsozialistisches Bewußtsein, weil der Sozialrebell einer archaischen Gesellschaft entstammt, die durch die moderne industrielle Produktion zum Untergang verurteilt ist. Der fortschreitende Kapitalismus muß – was er nicht integrieren oder vernichten kann – kriminalisieren. Die vom Kapitalismus Ausgeschlossenen sind indes keine Verbrecher, aber gezwungen, wie Verbrecher zu kämpfen, bis eine allgemeine revolutionäre Situation eintritt.