Jonas reviewed Dezentralisiertes Kadaverkollektiv #669 by Kai Eric Ellermann (Dezentralisiertes Kadaverkollektiv, #669)
Angenehm schräger, subkultureller Mix
4 stars
Nummer 669 enthält News vor allem aus der Metal-Szene und dem Rollenspiel-Fandom, eine detaillierte Übersicht zu den (fiktiven) zwölf Splatterfilmen der Reihe "Schulmörderreport" (eine Anspielung auf die erfolgreichen Schulmädchen-Report-Filme), einen Bericht vom Open-Air-Festival Masters of the Unicorn (6./7. September 2024, Ernsthausen), ein kurzes Theaterstück, die Wiederveröffentlichung eines Interviews mit Mike Witschi, handgeletterte "Post vom Raubkopierer", einen persönlichen Text über den Plan, ein Rollenspiel für Kinder (genauer: für das eigene Kind) zu basteln, eine Reihe von Mikrofiktionen/Vignetten, die Tabubrüche (Gewalt, Sex, Fäkalien) zelebrieren, und eine Liste von Hai-Filmen.
Da ich weder ein Fan von Splattern oder Metal bin, könnte man meinen, das Dezentralisierte Kadaverkollektiv sei überhaupt nicht mein Ding. Aber so tief ist die Kluft gar nicht: Ich schätze den gehobenen Nonsense, in sachlichem Ton zwölf nicht existierende Filme zu beschreiben und vergleichen. Chapeau! Und der Festivalbericht, in dem David und Kai abwechselnd erzählen und ihre Eindrücke von den Bands schildern, …
Nummer 669 enthält News vor allem aus der Metal-Szene und dem Rollenspiel-Fandom, eine detaillierte Übersicht zu den (fiktiven) zwölf Splatterfilmen der Reihe "Schulmörderreport" (eine Anspielung auf die erfolgreichen Schulmädchen-Report-Filme), einen Bericht vom Open-Air-Festival Masters of the Unicorn (6./7. September 2024, Ernsthausen), ein kurzes Theaterstück, die Wiederveröffentlichung eines Interviews mit Mike Witschi, handgeletterte "Post vom Raubkopierer", einen persönlichen Text über den Plan, ein Rollenspiel für Kinder (genauer: für das eigene Kind) zu basteln, eine Reihe von Mikrofiktionen/Vignetten, die Tabubrüche (Gewalt, Sex, Fäkalien) zelebrieren, und eine Liste von Hai-Filmen.
Da ich weder ein Fan von Splattern oder Metal bin, könnte man meinen, das Dezentralisierte Kadaverkollektiv sei überhaupt nicht mein Ding. Aber so tief ist die Kluft gar nicht: Ich schätze den gehobenen Nonsense, in sachlichem Ton zwölf nicht existierende Filme zu beschreiben und vergleichen. Chapeau! Und der Festivalbericht, in dem David und Kai abwechselnd erzählen und ihre Eindrücke von den Bands schildern, ist echt cool. In einige Bands werde ich reinhören, auch wenn ich sonst selten Metal höre. Zur Post vom Raubkopierer hätt ich gern Kontext - ist das ein alter Brief (von wann?), der mit Diskettenspielen versandt wurde, oder Retro-Kunst?
Die "Kürzestgeschichten" fand ich persönlich weglassbar. Nicht, weil mich der Tabubruch stört, sondern weil mich eher kalt gelassen hat, weil das Ficken, Metzeln und Kacken so reingetackert wirkte. Andere kitzeln solche Tabubrüche wahrscheinlich mehr, und die kleinen Vignetten enthalten auch durchaus Humor und Gespür für Nonsense, den ich goutieren kann.
Die Beilage (CD "Fun Gothic" von Darth Frogger) ist nicht meine Musik - ich höre meist Sachen, bei denen ich gut abschalten kann. Aber das Album ist kreativ, die Tracks unterschiedlich - und alle sehr nischig. Ich find es cool, dass die Ausgabe mit so einer Beilage ausgestattet ist!
Das Zine wird abgerundet mit der verblüffend interessanten Liste von Hai-Filmen. Ich hab davon vielleicht fünf bis zehn gesehen, und mir war zwar klar, dass es noch einige weitere solcher Monsterfilme gibt, in denen Haie als Projektionsfläche für unsere Ängste dienen, aber wie viele es gibt, überrascht mich doch. Die Liste ist natürlich auch ein gutes Beispiel dafür, dass ein gedrucktes Fanzine für manche Dinge nicht optimal ist - als digitales Dokument, in dem die Filmtitel direkt auf TMDb, IMDb oder Wikidata verlinken, wäre die Liste praktischer. Andererseits wäre ich auf so eine Liste vermutlich nie gestoßen, wenn sie nicht in diesem Fanzine abgedruckt worden wäre.
Also: Ein Hoch auf Fanzines und darauf, einfach sein eigenes Ding zu machen!