Jonas reviewed Silence by Łukasz Majcher
Indie-Comics ohne Worte: 3x Sci-Fi, 3x Horror
4 stars
Bei Moomcomics, einem Verlag für queere Autor*innen und Themen, ist eine Anthologie wortloser Comics erschienen, betreut von Łukasz Majcher. Silence ist als Wendebuch gestaltet: Fängt man auf der einen Seite an zu lesen, bekommt man drei Sci-Fi-Geschichten. Dreht man das Buch auf den Kopf und startet vom anderen Buchcover aus, sind es drei Horrorcomics. Die sechs Storys sind geschrieben und gezeichnet von Isago Fukuda, Audrey Lefebvre, Nikolai Solowjow, Frieda Kunert, Wilbert van der Steen und Bruno Giannori.
Alle Comics sind "still", ohne Sprechblasen und Textboxen. Selten kommen Textelemente in den Panels vor (z.B. auf Bildschirmen oder Schildern). Nur in einem Fall (Solowjow, ID) habe ich nicht so recht verstanden, was mir der Comic erzählen will, und habe nur eine vage Hypothese - ob das eine Schwäche des Comics ist oder ich einfach etwas übersehen habe, kann ich nicht beurteilen.
Meine persönlichen Favoriten sind die Geschichten von Fukuda und Lefebvre. Fukuda …
Bei Moomcomics, einem Verlag für queere Autor*innen und Themen, ist eine Anthologie wortloser Comics erschienen, betreut von Łukasz Majcher. Silence ist als Wendebuch gestaltet: Fängt man auf der einen Seite an zu lesen, bekommt man drei Sci-Fi-Geschichten. Dreht man das Buch auf den Kopf und startet vom anderen Buchcover aus, sind es drei Horrorcomics. Die sechs Storys sind geschrieben und gezeichnet von Isago Fukuda, Audrey Lefebvre, Nikolai Solowjow, Frieda Kunert, Wilbert van der Steen und Bruno Giannori.
Alle Comics sind "still", ohne Sprechblasen und Textboxen. Selten kommen Textelemente in den Panels vor (z.B. auf Bildschirmen oder Schildern). Nur in einem Fall (Solowjow, ID) habe ich nicht so recht verstanden, was mir der Comic erzählen will, und habe nur eine vage Hypothese - ob das eine Schwäche des Comics ist oder ich einfach etwas übersehen habe, kann ich nicht beurteilen.
Meine persönlichen Favoriten sind die Geschichten von Fukuda und Lefebvre. Fukuda führt uns nach und nach in eine friedliche Post-Apokalypse ein, deren Belastungen und Gemeinschaft sanft gezeigt werden. Lefebvres Comic erzählt von queerer Liebe in einer queerfeindlichen Dystopie, von Zerbrechlichkeit und Selbstbehauptung.
Beim dritten Comic aus dem Sci-Fi-Teil (Solowjow) blieben bei mir wie erwähnt Fragezeichen. Die Darstellung des übernatürlichen Ereignisses ist aber visuell reizvoll. Der zweite Teil hatte bei mir einen etwas schwereren Stand - Horror liegt mir nicht besonders. Dennoch fand ich die Geschichten sehr gut lesbar, und stilistisch ist dieses Trio deutlich abwechslungsreicher als der Sci-Fi-Teil. Kunerts Comic kreist um Speichel, Zurückweisung und öffentliches Shaming. In van der Steens Erzählung fand ich den Spannungsverlauf irgendwie unbefriedigend, dafür aber die Zeichnung der beängstigenden Umgebung und Kreaturen großartig. Der Comic von Giannori spielt zeichnerisch beeindruckend mit der veränderten Wahrnehmung im Verlauf der Handlung.
Mir hat die Mischung sehr gut gefallen. Die Gestaltung des Bandes (durchgehend farbig, Wendebuch) ist super. Die Cover von Nathalie Heinrich und Paul Winck sehen großartig aus, haben aber keinen Bezug zu den enthaltenen Geschichten - das hat mir ein klein bisschen gefehlt. Wer sich für Indie-Comics in den genannten Genres, für wortlose Comics oder einfach für queere Comics interessiert, ist mit Silence sehr gut beraten.