joël rated Post-structuralism: 4 stars

he/him, cis. ~37 years. journalism, podcasts, writing. and also reading, of course.
I like sci-fi, plants, public transport, ttrpgs, lasagna, birds. Thinking a lot about the apocalypse, the climate, monsters and queerness.
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Hesses Frauenfiguren verhalten sich so realistisch wie in einem Porno. Überhaupt laufen Goldmunds Begegnungen immer sehr formelhaft ab, der große Künstler, den sein Freund Narziß in ihm sieht, kommt auf seinen Reisen eher selten dazu, wirklich Kunst zu schaffen. Der titelgebenden Freundschaft räumte Hesse nicht sehr viel Platz ein - vielleicht sind ihm nicht mehr Metaphern für "Ying und Yang" eingefallen. Lebendig und meist mitreißend geschrieben - die mittelalterliche Klosterkulisse ist ebenfalls hübsch. Ein wenig mehr Spannung zwischen den Protagonisten hätte ich mir erwartet, der arme Narziß darf auch nicht wirklich Charakterentwicklung mitmachen, während Goldmund an jeder Straßenecke eine Epiphanie hat. Ich würde von Hesse eher was anderes empfehlen, aber vergeudete Zeit ist die Lektüre dennoch nicht.
Berg schreibt gut, aber die merkwürdige Zukunftsvision, die das letzte Drittel des Buches einnimmt, hat das Buch für mich versaut. Die liest sich wie die Alpträume von konservativen Kolumnisten, die gegen "Gutmenschen" wettern. Ihre Abneigung gegenüber dem Islam ist es ihr offenbar wert, mindestens zweimal den gleichen(!) Satz zu benutzen. Das ist sehr schade, der Anfang hat mir ganz gut gefallen, aber diese überspitze zynische "Höhöhö, alle fahren mit Weidenkörbchen in die Berge um Bioeier zu kaufen während die Inder Europa einnehmen"-Zukunft ist nichts, womit ich irgendetwas anfangen könnte - ich bin mir auch nicht sicher, wie diese "Seitenhiebe" die Geschichte irgendwie bereichern.
Schade.
Scott Pilgrim's is finding his summer vacation stressful with a girlfriend with seven evil ex-boyfriends who want to kill him. …
Spannende Lektüre, besonders mit dem Nachwort. Haben sich ja ganz schön viele auf Machiavelli bezogen. Ein wenig traurig macht es auch, dass offenbar seit über 500 Jahren in der Politik das getan wird, was nötig ist, nicht das, was gut wäre.
Minipferde, merkwürdigen Drogen, Riesen. In einem Russland in, laut Klappentext "einer nahen Zukunft". Der Arzt Garin muss zu einem Dorf, das von einer merkwürdigen Zombie-Pest befallen ist. Ein Schneesturm und reichlich merkwürdige Begegnungen kommen ihm dazwischen.
Ich bin begeistert, wie hier "fantastische Elemente" einfach so eingestreut werden und gar nicht groß erklärt, sondern einfach so hingenommen werden. Gefiel mir sehr gut und hat sich auch schnell und flüssig gelesen. Ich würde gerne mehr von dieser merkwürdigen Zukunft erfahren, von der so gut wie nichts erklärt wird. Aber vielleicht ist gerade das das tolle an dem Buch: dass es sich nicht in ellenlangen Erklärungen für die unkundigen Leser_innen aufhält, sondern eins sich das alles selbst zusammenreimen darf oder muss. Die Übersetzung sollte hier auch lobend erwähnt werden, sie scheint mir gut zu sein, sofern Fußnoten, dass gewisse Wörter im Original bereits Deutsch waren, als ein Qualitätsmerkmal gelten dürfen.
Ingeborg Bachmann: Malina (Paperback, German language, 1995, Suhrkamp Verlag)
»Malina«, der erste und einzige Roman der Lyrikerin Ingeborg Bachmann, ist das Buch einer Beschwörung, eines Bekenntnisses, einer Leidenschaft. »Malina« …
Einige der Novellen haben mir sehr gut gefallen, andere fand ich, so gesammelt, repetitiv. Zweig hat offenbar gerne über "Leidenschaft" geschrieben und schrieb oft Sätze, in denen das Wort "nie" vorkam. Mir wurde mit 17 mal gesagt, so würden sehr junge Menschen schreiben, reifere Autor_innen würden nicht so mit Extremen um sich werfen. Das hat sich eingeprägt, deshalb weiß ich nicht, ob ich die Bewertung nur deswegen vornehme oder mir das tatsächlich nicht so gut gefällt. Die Novellen, in denen es nicht um Liebe und Leidenschaft geht, lesen sich ein bisschen wie das, was in meinem Deutschunterrichtlesebuch so vorkam und ich immer etwas dröge fand. Immerhin gibt es hier keine Fragen zum Text.
Ja, vielleicht dann doch öfters österreichische Literatur.
Das ist ein Anti-Heimatroman, der sich wunderbar liest, der Lust macht, so etwas über Luxemburg zu schreiben. Wahrscheinlich ist das noch lustiger, wenn man mehr über die Steiermark weiß.
Anfangs stirnrunzelte ich ein bisschen ob des Stils, der konsequenten Kleinschreibung und der "Regieanweisungen", aber daran gewöhnte ich mich nach 20 Seiten und genoss es nur noch.
Here is a novel, glamorous, ironical, compassionate – a marvelous fusion into unity of the …
Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich weiß natürlich, dass der Roman berühmt und bekannt ist. Meine Kopie habe ich mir eigentlich von A. ausgeliehen, sie las es für die Schule, ich schaute bei einem Besuch rein und war nach den ersten paar Sätzen vom Stil begeistert. So sehr, dass ich fünf bis sechs Jahre wartete, um es ein weiteres Mal aufzuschlagen. Ich wollte mir auf ein Seminar zwei Bücher mitnehmen, weil lange Zugfahrten die beste Möglichkeit sind, viel zu lesen, vergaß dann aber das bereits angefangene Buch und "musste" gleich mit Gatsby anfangen. Ich bin auf Seminaren abends meistens so müde, dass ich nicht mehr viel lesen kann, kam also langsam voran, genoss aber jedes Wort. Interessanterweise las ich im Durchschnitt elf Seiten am Tag.
Der Stil ist wunderbar. Ich mag es, wie Fitzgerald Beschreibungen aufbaut, die ganz nüchtern beginnen und immer poetischer werden. Ich persönlich habe …
Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich weiß natürlich, dass der Roman berühmt und bekannt ist. Meine Kopie habe ich mir eigentlich von A. ausgeliehen, sie las es für die Schule, ich schaute bei einem Besuch rein und war nach den ersten paar Sätzen vom Stil begeistert. So sehr, dass ich fünf bis sechs Jahre wartete, um es ein weiteres Mal aufzuschlagen. Ich wollte mir auf ein Seminar zwei Bücher mitnehmen, weil lange Zugfahrten die beste Möglichkeit sind, viel zu lesen, vergaß dann aber das bereits angefangene Buch und "musste" gleich mit Gatsby anfangen. Ich bin auf Seminaren abends meistens so müde, dass ich nicht mehr viel lesen kann, kam also langsam voran, genoss aber jedes Wort. Interessanterweise las ich im Durchschnitt elf Seiten am Tag.
Der Stil ist wunderbar. Ich mag es, wie Fitzgerald Beschreibungen aufbaut, die ganz nüchtern beginnen und immer poetischer werden. Ich persönlich habe Parallelen zwischen Fitzgerald und Kerouac gesehen, was mich überrascht hat.
Die Handlung ist ein bisschen party-lastig, aber OK, das muss sie wohl sein. Ich habe bei US-amerikanischer Literatur sehr oft das Gefühl, dass das ein ganz anderes Amerika ist, das da beschrieben wird. Das mag daran liegen, dass ich so gut wie keine Filme vor 1960 kenne, sehr wohl aber einige Literatur. Ich mochte The Great Gatsby. Und gerade erfuhr ich, dass das Buch mal wieder verfilmt wird und Leonardo DiCaprio Jay Gatsby spielen wird. Ich bin gespannt.