Franziska Schutzbach schreibt unabdingbare Bücher in zugänglicher Sprache. Ich hatte schon ihr Buch "Die Rhetorik der Rechten" pausenlos empfohlen und ich werds auch hier wieder tun.
Personen, welche sich einigermassen mit feministischen Diskursen auseinandersetzen, werden die angesprochenen Dinge in diesem Buch nicht zwingend neu sein. Grundlegend geht es um die Erschöpfung der Frauen, soviel sei vorweggenommen (…). Franziska Schutzbach geht von Kapitel zu Kapitel fliessend auf Teilaspekte dieses Zustandes ein, beleuchtet diese, geht in die Tiefe und ordnet sie historisch sowie sozio-psychologisch ein. Diesen Ansatz geht sie behutsam, nimmt immer wieder persönlich Stellung, und referenziert auf was schon existiert, was bereits gedacht und geschrieben wurde.
Hervorheben möchte ich hier, dass das Buch zwar in einem wissenschaftlichen Ansatz geschrieben wurde, jedoch in einer sehr zugänglichen Sprache. Die Kapitel orientieren sich an Realwelt-Problemen und nicht theoretischen Ansätzen, was das besprochene Material für Betroffene wie auch Aussenstehende direkt nachvollziehbar macht.
Besonders gelungen ist die stete Reapproriation, welche sich durch das Buch zieht. Die Autorin gibt den besprochenen Frauen, in der Vergangenheit wie auch im jetzt, immer wieder auch Handlungsfähigkeit zurück. So deutet sie unter anderem die Absenz von Frauen in prestigeträchtigen öffentlichen Positionen auch als bewusste Entscheidung, da nicht sein zu wollen. Das geschieht im Buch natürlich differenzierter, als ich das hier wiedergeben kann.
Zu guter Letzt wagt die Autorin im Ansatz einen Lösungsvorschlag zu machen, und bezieht sich dabei auf die Vier-in-Einem-Perspektive. Nebst dem patriarchalen Status quo, der Frauen unterordnet und nicht wertschätzt, ist die Problematik natürlich auch in der gegenwärtigen Ökonomie zu verorten. Damit Frauen sich ihrer Erschöpfung entledigen können, bedarf es auch, dass ihre unsichtbare Arbeit ökonomisch korrekt bewertet wird.
Als Leser, der Thematik zwar bewusst, aber dann doch auch als weisser (alternder) cis-Mann hat mir das Buch an vielen Stellen die Augen geöffnet und zur Reflexion angeregt. Ich möchte das Buch gerne FINTA wie Allies ans Herz legen.