dr4co reviewed Küss' die Hand, gnä' Sau! by Duke Meyer
Nordische Mythologie für das 21. Jahrhundert
4 stars
Vorneweg: Ich bin wahrscheinlich recht voreingenommen, denn Duke Meyer gehört zu meinen wirklich lieben Freund*innen und einflussreichen Weggefährt*innen.
"Küss' die Hand, gnä' Sau" ist ein wilder Ritt durch die nordische Kosmologie und Mythologie, ein phantasievolles Update für das 21. Jahrhundert; höchst persönlich und doch immer vom Boden der mythologischen Überlieferung ausgehend. Ein Buch, das von einem modernen, egalitären Weltbild und positivem Verhältnis zur Naturwissenschaft ebenso durchdrungen ist wie von einem ganz selbstverständlichen animistischen Denken. Deutschtümelnde Deutungen sind hier genauso entschiedend abwesend wie andere rückwärtsgewandte Vorstellungen; dass Loki ganz selbstverständlich genderfluid ist, hat mich ebenso gefreut wie die vollkommen selbstverständlichen (und kundig gehandhabten) Gendersterne. Ein Buch, in dem ich mich als genderqueere Lesende mitgedacht fühle.
Ein voraussetzungsvolles Buch: Wem die nordische Mythologie fremd ist, die*der wird sich in diesem Buch nicht zurecht finden. Dieses Buch ist keine Nacherzählung von germanischen Mythen, eher eine poetische Weiter-Imagination. Der nüchtern klingende Untertitel ist hier …
Vorneweg: Ich bin wahrscheinlich recht voreingenommen, denn Duke Meyer gehört zu meinen wirklich lieben Freund*innen und einflussreichen Weggefährt*innen.
"Küss' die Hand, gnä' Sau" ist ein wilder Ritt durch die nordische Kosmologie und Mythologie, ein phantasievolles Update für das 21. Jahrhundert; höchst persönlich und doch immer vom Boden der mythologischen Überlieferung ausgehend. Ein Buch, das von einem modernen, egalitären Weltbild und positivem Verhältnis zur Naturwissenschaft ebenso durchdrungen ist wie von einem ganz selbstverständlichen animistischen Denken. Deutschtümelnde Deutungen sind hier genauso entschiedend abwesend wie andere rückwärtsgewandte Vorstellungen; dass Loki ganz selbstverständlich genderfluid ist, hat mich ebenso gefreut wie die vollkommen selbstverständlichen (und kundig gehandhabten) Gendersterne. Ein Buch, in dem ich mich als genderqueere Lesende mitgedacht fühle.
Ein voraussetzungsvolles Buch: Wem die nordische Mythologie fremd ist, die*der wird sich in diesem Buch nicht zurecht finden. Dieses Buch ist keine Nacherzählung von germanischen Mythen, eher eine poetische Weiter-Imagination. Der nüchtern klingende Untertitel ist hier irreführend.
Im ersten Teil des Buches geht es auf eine Reise durch einige der neun Welten, bevor der Hauptteil in jedem Kapitel eine Gottheit vorstellt. Dabei kommen nicht nur die bekanntesten zum Zuge (wie zum Beispiel: Thor und Loki, Frigg und Odin, Freyja und Freyr), sondern auch kaum bekannte Gött*innen: Bil und Mani, Baduhenna und Tamfana, Ran, Forseti und Hlin (um nur einige zu nennen). Der letzte Teil schließlich befasst sich noch einmal mit Kosmologischem: den Nornen (und einem anderen Zeitverständnis), Ginnungagap (und dem nordischen Schöpfungsmythos) und Yggdrasil, dem nordischen Weltenbaum.
Meyers Prosa ist poetisch und emotional, aber bisweilen sperrig. Den einen oder anderen Schachtelsatz und die vielen Einschübe musste ich mehrfach lesen – was bei ihm zum Stil gehört, sich aber eben nicht immer ohne Anstrengung liest.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und bisweilen tief bewegt (aber, siehe eingangs erwähnt: ich bin voreingenommen). Empfehlen will ich es einem ausgesuchten Kreis von Lesenden: jenen, für die nordische Mythologie vertrautes Terrain ist und die sich an überraschenden neuen Blickwinkeln darauf freuen.