Jules, reading quoted Identitti by Mithu M. Sanyal
Also noch einmal neu: Eines der zahlreichen Probleme mit Rassismus ist, dass Rassismus einen Teil unserer Identität, unseres Erbes, unserer Bezüge abwertet. Als Betroffene haben wir zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Spoiler: Sie sind beide falsch! 1) Wir können uns anpassen, assimilieren, integrieren, weißwaschen. Wobei wir im besten - ich verwende das Wort im Sinne von pathologischen - Fall fast so gut werden können wie Otto-Normal- Weiße*r. Integration, wie ich, wie wir alle sie gelernt und verinnerlicht haben, basiert auf dem Konzept der leeren Hände, das heißt auf der Vorstellung, dass die, die sich integrieren sollen, nichts mitbringen außer ihren Nöten und sich ihre Herkunft und alles, was sie ausmacht, abgewöhnen müssen wie schlechte Angewohnheiten. 2) Wir können auf unsere "Hier-bitte- Herkunftsland-des-nicht-weißen-Elternteils- eintragen"- Identität stolz sein und diese "Hier-bitte- Herkunftsland-des-nicht-weißen-Elternteils- eintragen"- Identität in Bronze gießen, in Stein meißeln, sie schleifen und polieren, bis sie funkelt wie ein unveränderlicher Diamant. Doch genau dadurch kann sie nicht lebendig sein und nicht mit uns wachsen und sich verändern. Wir haben so viel rassistisches Wissen, das wir jederzeit abrufen können, aber wir haben so wenig antirassistisches Wissen. Und überhaupt so wenig Wissen, das über den weißen Tellerrand hinausgeht. In Deutschland ist es fortwährend so, als hätten alle BIPoCs dieselbe Herkunft, als kämen wir alle aus demselben Land, genannt Ausland. Germanistan versus Keineahnungstan. Oder vielleicht ist letzteres weniger ein Land als ein Gefühl? Ein Geisteszustand? Kommt Diaspora von Desperate?
— Identitti by Mithu M. Sanyal
