Content warning Christians, colonialism
Indigene Religionspraktiken sind, so Comaroff und Comaroff, zumeist auf die Selbsterhaltung gerichtet und nicht durch Expansion gekennzeichnet. Mitglieder einer Gemeinschaft würden zwar in Verteidigungsfällen um das eigene Land kämpfen, jedoch vor allem, weil es für die eigene Identität und die Ahnen steht. Indes würden sie niemals gewalttätig das Land einer anderen Gemeinschaft in Besitz nehmen, um die dort ansässigen Gruppen dann anschließend zu ihrer eigenen Religion zu konvertieren. Dagegen strebt das Christentum die Konversion der ganzen Welt zu einem, den eigenen Gott an. Die messianische Hoffnung und apokalyptische Vision des Jüngsten Gerichts im Christentum macht diese Mission umso dringlicher. Um sich selbst als universale Religion zu behaupten, müsse das Christentum, so Comaroff und Comaroff, sich zunächst als universal setzen und über die geographischen Grenzen seiner eigenen Welt hinaus expandieren. Der scheinbar unbremsbare christliche Wille, Gottes universale Gnade, Ordnung und Vernunft in die Kolonialgebiete zu bringen, spielt zudem eine wichtige Rolle bei der Rechtfertigung des westlichen Kolonialismus.
— Postkoloniale Theorie by María do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan (Page 79 - 80)