Mein mediterraner Liebhaber meint, wir Österreicher würden ganz anders mit dem Alkohol umgehen als andere. Er ist ein südländischer Genießer, der nippt und sinniert, er liebt es, sich über Jahrgänge zu informieren, statt das Zeug einfach runterzuschütten. Bei ihm zu Hause trinkt man auch mal mehr als ein Bier, aber man isst dazu, man bekommt Nüsschen, kleine Imbisse, man plaudert, man musiziert und lässt sich Zeit. Die Österreicher, die er kennt, kippen die sieben Bier runter, als würden sie gezielt irgendwas in sich beschädigen wollen. Und essen tun sie erst, wenn sie nicht mehr stehen können. Dann würgen sie in den geschundenen Magen eine Käsekrainer oder eine Schnitzelsemmel hinein, fetttriefend, in tagealtes Brot geklemmt, und dieses suizidale Konsumverhalten nennen sie dann Würstelstandkultur.
— Iowa: Ein Ausflug nach Amerika by Stefanie Sargnagel (Page 83)