Da was ist das? Mein Freund schaut mich verwundert an. Ein feines Surren erfüllt die Luft. Unheimlich hört es sich an. Ich kenne dieses heimtückische Geräusch bereits. Es ist die mit Elektrizität geladene Atmosphäre. Es sind die Vorboten des Blitzes. Höchste Spannung ist um uns. Da gibt es kein Verweilen mehr. Weg vom Grat, nur hinunter, heißt die Parole! Wir müssen auf den Weiterweg verzichten. Im selben Moment blendet uns bereits ein greller Schein. Ein Schlag trifft uns. Er hebt uns beinahe aus dem Stand. Ein heißer Lufthauch springt uns an. Halb blind und benommen stehen wir da und taub vom Getöse des nachfolgenden Donnerschlages. Schon fährt wieder der nächste Blitz hernieder. Schlag folgt auf Schlag. Ein ohrenbetäubender Lärm, wie in einem Hexenkessel, bricht über uns herein. Der Sturm heult dazu, der Hagel und die niederstürzenden Wassermas-sen rauschen wie eine Flutwelle. Blitz auf Blitz und Donnerschlag auf Donnerschlag. Wir stecken in der Hölle eines Hochgewitters. Wir jagen wie ein gehetztes Wild über das oberste Stück des Grates hinunter, um so wenigstens der unmittelbaren Gefahrenzone zu entrinnen. Ganze Wogen von spitzen Eiskristallen schleudert uns der Gewittersturm ins Gesicht. Wir können die Augen kaum mehr aufhalten, so schmerzt die Haut. Der Fels ist im Nu mit einer gefährlichen Eisschicht überzogen. Immer wieder zwingen uns steile Abbrüche aus der etwas geschützteren Südflanke hinaus auf den Grat. Hier aber ist dieses unheimliche Surren unser ständiger Begleiter.
— Achttausend drüber und drunter by Hermann Buhl (Page 132)