Zurück in Grinnell sind wir mit Professorenkolleginnen in der Weinbar verabredet. Die Attraktivität der jungen Akademikerinnen ist erschütternd. Hatte ich gehofft, aufgrund der nationalen Verfettung in Iowa von einer 4 auf eine 7 aufzusteigen, rutsche ich in Anwesenheit der Bildungselite in den Minusbereich. Große Menschen mit schlanken Figuren und perfekten Zähnen umrunden mich [...] Das letzte Pärchen besteht aus einer Psychotherapeutin und einem Jazzmusiker aus Neufundland, die nur wenige Monate hier sind. Beide sehen aus, als würden sie von früh bis spät Yoga machen. Kurz gehen sie in ihre Wohnung, die über der Weinbar liegt, um mit einer Platte voll gesunden Snacks zurückzukommen: Oliven, Hummus, europäischer Käse, Chips aus Grünkohl und selbstgemachte Falafel. Ich bin die Einzige, die Kette raucht, und merke eine gewisse Irritation bei der Therapeutin, als würde ich den Wellnessvibe dieser Schöngeister mit einer Schicht Dreck überlagern und killen. Aus Trotz gegen die Schwingungen, die ich wahrnehme, rauche ich noch mehr, schmiere den Teer auf die Poren, rauche mir die Finger gelb und belaste die Atmosphäre wie Klimaleugner, die den Auspuff extra vergrößern, um sich mit Arroganz gegen die Erniedrigung durch Klügere zu behaupten. Am liebsten würde ich die Marlboro direkt in den Hummus stecken.
— Iowa: Ein Ausflug nach Amerika by Stefanie Sargnagel (Page 239 - 241)