Kürzlich ging Johanna Herzog sogar durch eine Straße, an der gerade die Schilder aus der NS-Zeit abmontiert und durch neue - beziehungsweise von der Bezeichnung her eigentlich alte Tafeln ersetzt wurden. Wie schnell sich doch der Regimewechsel, diese Zeitenwende in der asphaltierten Erinnerungskultur niederschlägt, schoss es ihr durch den Kopf. Stürzen Regime, stürzen ihre Denkmäler, oder zumindest einige von ihnen. Ihr ist auch aufgefallen, dass in einer Anzeige vom 13. Mai der „Friedl-Sekanek-Ring" bereits wieder als „Opernring" firmierte. Wenig überraschend hieß zudem der „Adolf-Hitler-Platz", der beinahe zeitgleich mit dem „Anschluss" umbenannt worden war, besonders rasch wieder „Hauptplatz". Franz Maria Kapfhammer schreibt dazu am 11. Mai 1945 in seinem Tagebuch: „Wir kamen zum Hauptplatz - gestern hieß er noch Adolf-Hitler-Platz." Wobei: Offiziell sollte der Gemeinderat die Umbenennung erst am 2. Juli 1947 beschließen. Der ehemalige - und auch nachfolgende - „Joanneumring" wurde hingegen in Annoncen zumindest bis zum 23. Mai noch als „Max-Rainer-Ring" angegeben. Wohingegen der 1938 von „Franzens"- in „Freiheitsplatz" rückbenannte Platz seinen Namen aus der NS-Zeit auch nach Kriegsende anscheinend behalten soll. Bei der großen antifaschistischen Kundgebung am 23. Juni trug diese Verkehrsfläche vor dem Grazer Schauspielhaus, wo an jenem Tag sogar ein großes Stalin-Porträt prangte, auf jeden Fall weiterhin diese Bezeichnung.„Freiheit" lässt sich vielseitig interpretieren.
— Roter Stern über Graz by Barbara Stelzl-Marx (Page 182)