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Naomi Ryland, Natalya Nepomnyashcha: Wir von unten (Hardcover, Ullstein) 4 stars

Auch ein Hartz-IV-Kind muss DAX-Vorstand werden können, sagt Natalya Nepomnyashcha. Die soziale Aufsteigerin und Gründerin …

Die Daten zeigten, dass es im Vereinigten Königreich nur zehn Prozent der Arbeiterkinder in Elite-Berufe schaffen.

Menschen aus den oberen Schichten haben hingegen eine 6,5-mal höhere Wahrscheinlichkeit, dort anzukommen. Und diese Unterschiede sind nicht nur auf Bildungsungerechtigkeiten zurückzuführen. Privilegierte Menschen ohne Hochschulabschluss haben eine mehr als zweimal höhere Wahrscheinlichkeit, es in einen Top-Job zu schaffen, als jemand aus dem Arbeitermilieu ohne Hochschulabschluss. Unterschiede gelten sogar für Arbeiterkinder, die auf Top-Unis waren und Bestnoten bekamen. Es ist immer noch deutlich weniger wahrscheinlich, dass sie in einem Elite-Beruf landen.

Bitter finde ich die Tatsache, dass Arbeiterkinder mit einem Einser-Schnitt sogar weniger Chancen auf einen Elite-Job haben als Privilegierte mit einem niedrigen Zweier-Schnitt.

Und noch etwas kommt hinzu: Die Arbeiterkinder, die es trotzdem in die elitären Berufe schaffen, verdienen deutlich weniger als ihre Kolleginnen aus Akademikerfamilien. Die Studie hat damit unausweichlich feststellen können, dass es neben dem Gender Pay Gap ebenfalls einen Class Pay Gap gibt. Die Forschenden haben herausgefunden, dass Arbeiterkinder im Vereinigten Königreich in vergleichbaren Positionen durchschnittlich 16 Prozent bzw. 6400 britische Pfund weniger verdienen als ihre Kolleginnen aus privilegierten Familien. Wenn man Menschen, die von ganz unten kommen, mit denen vergleicht, die ganz oben gestartet sind, ist der Unterschied sogar noch wesentlich höher, nämlich über 10000 Pfund.

Geschlecht und auch ethnische Herkunft verstärken den Class Pay Gap erheblich. Frauen aus den niedrigsten sozioökonomischen Herkünften verdienen satte 7500 Pfund jährlich weniger als privilegierte Frauen, die wiederum 11500 Pfund weniger verdienen als die privilegiertesten Männer. Besonders groß ist der Unterschied zwischen schwarzen Frauen aus der Arbeiterklasse und weißen Männern, die in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen sind. 20000 Pfund verdienen diese Frauen im Jahr weniger als ihre männlichen Kollegen - und das sind diejenigen, die bereits »oben« angekommen sind. Rassismus und Feminismus kann man nicht ohne Klassismus denken.

Wir von unten by , (Page 148)

"Class-Pay-Gap" -- ein neuer Begriff für mich. Macht Sinn.