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Timo Luthmann: Politisch aktiv sein und bleiben (Paperback, Unrast Verlag) 4 stars

Die politischen und persönlichen Herausforderungen nehmen für engagierte Menschen stetig zu. Wie können wir – …

Auch wenn es vielen Aktivist*innen zuwider ist, sich mit materieller Sicherheit bzw. einem Einkommen zu beschäftigen, ist dies für ein langfristiges Engagement dennoch notwendig. Hier werden wir existenziell mit unseren Abhängigkeiten von unserer Familie, dem Staat und dem industriellen Kapitalismus konfrontiert. Konsumverzicht, freiwillige Armut und Genügsamkeit können den Bewegungsspielraum im Käfig erhöhen, ihn aber nicht abschaffen [...] Die langfristige Herausforderung besteht meines Erachtens darin, ein ausreichendes Einkommen mit einer sinnvollen Tätigkeit und einer passenden Aufgabenstellung zu erwirtschaften, die weder Menschen noch andere Lebewesen verletzt oder ausbeutet und zudem ausreichend Freiraum und Zeit für politisches Engagement lässt. Dies muss nicht von heute auf morgen geschehen, aber sich diesem Ziel Stück für Stück zu nähern, stabilisiert.

Politisch aktiv sein und bleiben by 

Das ist ein Thema mit dem ich mich schon lange herumschlage und erst langsam meinen Frieden finde. Es fühlt sich so schlecht an, entweder von Staat oder Kapital existenziell abhängig zu sein und immer wie ein schlechter Kompromiss, wie zu viel Zeit die verloren geht und zu viel Energie die ich investiere, zu viel Bequemlichkeit und Lebensstandard an die ich mich gewöhne, eine schleichende Korruption. Wenn ich dann andere politisch aktive Menschen sehe die von H4 oder kleinen Gelegenheitsjobs leben dann denke ich manchmal - wie viel konsequenter! Nur weiß ich dass so ein prekäres Leben auch ganz schön viel Energie und Aufmerksamkeit erfordert, und die ganze Zeit ein wenig an den Menschen nagt. Is es das wert? Bin da auf jeden Fall noch bei keinem Schluss angekommen.