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yekuhl

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A bit of science fiction, a bit of non-fiction - mostly about botany, nature and stuff. A bit of politics.

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yekuhl's books

Aaron Benanav: Automatisierung und die Zukunft der Arbeit (EBook, Deutsch language, 2021, suhrkamp) 4 stars

Zukunftsforscher, Technikutopistinnen und marxistische Gesellschaftskritiker malen in seltener Übereinstimmung ein düsteres Szenario an die Wand: …

Wenn weder technischer Fortschritt noch technokratische Reformen zwangsläufig zu einer Welt jenseits des Mangels führen, dann kann nur der Druck sozialer Bewegungen, die auf eine radikale Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens drängen, eine solche Welt entstehen lassen. Einer der enttäuschendsten Aspekte des Auto­matisierungsdiskurses ist seine Tendenz, die Bedeutung existierender gesellschaftlicher Kämpfe zu unterschätzen.

Automatisierung und die Zukunft der Arbeit by  (Page 151)

Aaron Benanav: Automatisierung und die Zukunft der Arbeit (EBook, Deutsch language, 2021, suhrkamp) 4 stars

Zukunftsforscher, Technikutopistinnen und marxistische Gesellschaftskritiker malen in seltener Übereinstimmung ein düsteres Szenario an die Wand: …

Die fundamentale Würde der mehr als sieben Milliarden Menschen anzuerkennen, die heute auf der Welt leben, verlangt von uns, nicht länger zu akzeptieren, dass die einen zu einem Leben voller Mühsal genötigt sind, damit die anderen ihre Freiheit genießen können. Es bedeutet, dass wir die in einer technisch entwickelten Gesellschaft verbleibende Arbeit so unter uns aufteilen, dass jede das Recht und die Macht hat zu entscheiden, was sie mit ihrer Zeit anfängt. Von diesem Standpunkt aus betrachtet ist klar, dass es in der Welt, wie sie heute eingerichtet ist, nichts gibt, was automatisch eine solche Gesellschaft hervorbringen wird. Wirtschaftswachstum befreit uns nie vom Zwang zu noch mehr Wachstum. Lebenserwartung, Bildungsniveaus und der Grad der Verstädterung sind mit der Zeit immens gestiegen, bleiben aber höchst ungleich verteilt. Unterdessen sind die meisten Menschen selbst in den reichsten Ländern derart atomisiert, von materieller Unsicherheit geprägt und ihrer kollektiven Fähigkeiten entfremdet, dass sich ihr Horizont verengt. Wenn Vollautomatisierung sowohl als Traum wie als Albtraum erscheinen kann, dann weil sie nicht zwingend mit menschlicher Würde verbunden ist und nicht von selbst zur Überwindung von Mangel führen wird – ebenso wenig wie das bedingungslose Grundeinkommen.

Würde der Zugang zu Bildung und Gesundheitsfürsorge drastisch erweitert, würden gesellschaftliche Bindungen durch die gemeinsame Aufteilung der notwendigen Arbeiten erneuert, Industrien teilweise vergesellschaftet und massive Investitionen in die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien fließen – dann könnte ein Grundeinkommen Teil eines umfassenderen, auf menschliche Freiheit zielenden Projekts sein. Aber auch ganz andere Wege in eine Welt ohne Mangel wären denkbar. Ohne eine klare Vorstellung davon, wie diese kommende Welt aussehen könnte, verliert man leicht die Orientierung.

Automatisierung und die Zukunft der Arbeit by  (Page 149 - 150)

Ursula K. Le Guin: Die linke Hand der Dunkelheit (EBook, German language, 2014, Heyne) 4 stars

Die Bewohner des Planeten Gethen sind uns Menschen verblüffend ähnlich – mit einem Unterschied: Sie …

Während dieser vier Jahrtausende wurde der Elektromotor entwickelt, Radios, mechanische Webstühle, mechanische Fahrzeuge, Landmaschinen und ähnliche Dinge kamen in Gebrauch, und so begann allmählich, ohne industrielle Revolution, ohne überhaupt eine Revolution, das Maschinenzeitalter. In dreißig Jahrhunderten hat Winter nicht einmal das erreicht, was Terra ehedem in drei Jahrzehnten erreichte. Dafür hat Winter aber auch nicht den Preis zahlen müssen, den Terra bezahlt hat. Winter ist eine feindselige Welt; ihre Strafe für jeden Fehler erfolgt unerbittlich und prompt: Tod durch Erfrieren oder Tod durch Verhungern. Kein Spielraum, kein Aufschub. Ein einzelner Mensch kann auf sein Glück setzen, eine Gesellschaft nicht; und kulturelle Veränderungen erhöhen, genau wie zufällige Mutationen, das Risiko. Deswegen haben sie ihr Tempo gezügelt. An jedem x-beliebigen Punkt ihrer Geschichte könnte ein oberflächlicher Betrachter sagen, dass jeder technologische Fortschritt, jegliche Entwicklung aufgehört hat. Aber sie haben niemals aufgehört. Was ist der Unterschied zwischen dem Sturzbach und dem Gletscher? Beide gelangen an ihr Ziel.

Die linke Hand der Dunkelheit by  (Hainish Cycle, #4) (Page 138)