Mein Sachbach des Jahres 2023
5 stars
Jura-ferne Menschen wie ich: Lest Steinkes Buch. Und bekommt einen gut begründeten Zorn auf unser Justizsystem.
Hardcover, 270 pages
German language
Published 2022 by Berlin Verlag.
Der Rechtsstaat bricht sein zentrales Versprechen.
Das Versprechen lautet, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Aber sie sind nicht gleich. Das Recht hierzulande begünstigt jene, die begütert sind; es benachteiligt die, die wenig oder nichts haben.
Prozesse gegen Millionäre, Prozesse gegen Arbeitslose: In einer beunruhigenden Reportage deckt Ronen Steinke systematische Ungerechtigkeit im Strafsystem auf. Er besucht Haftanstalten, recherchiert bei Staatsanwältinnen, Richtern, Anwälten und Verurteilten.
Und er stellt dringende Forderungen, was sich ändern muss.
Strafverfahren wegen Wirtschaftsdelikten in Millionenhöhe enden mit minimalen Strafen oder werden ein gestellt. Prozesse gegen Menschen, die ein Brot stehlen oder wiederholt schwarzfahren, enden hart und immer härter.
Die Gründe dafür hängen mit den Gesetzen zusammen. Und mit dem, was die Gerichte heute aus diesen Gesetzen machen. Das mag man achselzuckend hinnehmen: Es gibt halt Oben und Unten. Wer Geld hat, der hat es überall leichter. Aber wenn sich der Rechtsstaat so etwas nachsagen lassen …
Der Rechtsstaat bricht sein zentrales Versprechen.
Das Versprechen lautet, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Aber sie sind nicht gleich. Das Recht hierzulande begünstigt jene, die begütert sind; es benachteiligt die, die wenig oder nichts haben.
Prozesse gegen Millionäre, Prozesse gegen Arbeitslose: In einer beunruhigenden Reportage deckt Ronen Steinke systematische Ungerechtigkeit im Strafsystem auf. Er besucht Haftanstalten, recherchiert bei Staatsanwältinnen, Richtern, Anwälten und Verurteilten.
Und er stellt dringende Forderungen, was sich ändern muss.
Strafverfahren wegen Wirtschaftsdelikten in Millionenhöhe enden mit minimalen Strafen oder werden ein gestellt. Prozesse gegen Menschen, die ein Brot stehlen oder wiederholt schwarzfahren, enden hart und immer härter.
Die Gründe dafür hängen mit den Gesetzen zusammen. Und mit dem, was die Gerichte heute aus diesen Gesetzen machen. Das mag man achselzuckend hinnehmen: Es gibt halt Oben und Unten. Wer Geld hat, der hat es überall leichter. Aber wenn sich der Rechtsstaat so etwas nachsagen lassen muss, dann ist das kein Recht.
Es sind angespannte, gereizte Zeiten in Deutschland. Die sozialen Gegensätze verschärfen sich. Arm und Reich entfernen sich immer mehr voneinander. Und die Justiz steht mittendrin - und versucht, die Wogen zu glätten? Die Gleichheit zu verteidigen? Nein, sie macht leider mit beim Auseinandertreiben.
Jura-ferne Menschen wie ich: Lest Steinkes Buch. Und bekommt einen gut begründeten Zorn auf unser Justizsystem.
Es geht in diesem Buch, dass viele ärmere Leute justizielle Nachteile haben, sei es bei Tagessätzen, Pflichtverteidigung, Anwaltsauswahl, prozessualen Vorgängen oder der Möglichkeit zur Absetzung von Geldstrafen als Betriebsausgaben bei betuchteren Leuten im Falle von Straftaten, die im Unternehmenszusammenhang stehen.
Der Autor erklärt Zusammenhänge teilweise gut verständlich und nachvollziehbar, teilweise aber in meinen Augen zu oberflächlich für einen absoluten juristischen Laien, sodass Recherchen nebenbei empfohlen sind.
Im Grunde eignet sich dieses Buch jedoch, sich basierend auf den Erläuterungen Steinkes neue Meinungen zu bilden und greift beispielsweise anhand des viel diskutierten Beispiels der Haftstrafen für Schwarzfahrende auch die Thematik der sozio-ökonomischen Unterschiede im Strafvollzug anschaulich auf. Teilweise umfassende Fußnoten und Quellenangaben laden zum eigenen Nachvollziehen ein.
Einige sehr interessante Denkanstöße inwieweit von Armut betroffene Personen systematisch benachteiligt werden mit einem kurzen letzten Kapitel in welchem Lösungsvorschläge angeboten werden. Man muss nicht allem zustimmen, aber man sollte über die dargelegten Probleme mal nachdenken. Gerade das Drogenkapitel hat mir doch die Augen geöffnet...
Es wird sich aber wohl nichts ändern, denn für arme Personen gibt es kaum eine Lobby.
Negativ aufgefallen ist mir inkonsequentes Gendern. Richter und Richterinnen werden immer getrennt, Straftäter sind dagegen - wenn nicht namentlich erwähnt - generell maskulin.