Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich

Die neue Klassenjustiz

Hardcover, 270 pages

German language

Published 2022 by Berlin Verlag.

ISBN:
978-3-8270-1415-3
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OCLC Number:
1275378785

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5 stars (5 reviews)

Der Rechtsstaat bricht sein zentrales Versprechen.

Das Versprechen lautet, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Aber sie sind nicht gleich. Das Recht hierzulande begünstigt jene, die begütert sind; es benachteiligt die, die wenig oder nichts haben.

Prozesse gegen Millionäre, Prozesse gegen Arbeitslose: In einer beunruhigenden Reportage deckt Ronen Steinke systematische Ungerechtigkeit im Strafsystem auf. Er besucht Haftanstalten, recherchiert bei Staatsanwältinnen, Richtern, Anwälten und Verurteilten.

Und er stellt dringende Forderungen, was sich ändern muss.

Strafverfahren wegen Wirtschaftsdelikten in Millionenhöhe enden mit minimalen Strafen oder werden ein gestellt. Prozesse gegen Menschen, die ein Brot stehlen oder wiederholt schwarzfahren, enden hart und immer härter.

Die Gründe dafür hängen mit den Gesetzen zusammen. Und mit dem, was die Gerichte heute aus diesen Gesetzen machen. Das mag man achselzuckend hinnehmen: Es gibt halt Oben und Unten. Wer Geld hat, der hat es überall leichter. Aber wenn sich der Rechtsstaat so etwas nachsagen lassen …

2 editions

Neue Einblicke, Meinungen und Erkenntnisse in die Justiz

4 stars

Es geht in diesem Buch, dass viele ärmere Leute justizielle Nachteile haben, sei es bei Tagessätzen, Pflichtverteidigung, Anwaltsauswahl, prozessualen Vorgängen oder der Möglichkeit zur Absetzung von Geldstrafen als Betriebsausgaben bei betuchteren Leuten im Falle von Straftaten, die im Unternehmenszusammenhang stehen.

Der Autor erklärt Zusammenhänge teilweise gut verständlich und nachvollziehbar, teilweise aber in meinen Augen zu oberflächlich für einen absoluten juristischen Laien, sodass Recherchen nebenbei empfohlen sind.

Im Grunde eignet sich dieses Buch jedoch, sich basierend auf den Erläuterungen Steinkes neue Meinungen zu bilden und greift beispielsweise anhand des viel diskutierten Beispiels der Haftstrafen für Schwarzfahrende auch die Thematik der sozio-ökonomischen Unterschiede im Strafvollzug anschaulich auf. Teilweise umfassende Fußnoten und Quellenangaben laden zum eigenen Nachvollziehen ein.

Arme haben keine Lobby

4 stars

Einige sehr interessante Denkanstöße inwieweit von Armut betroffene Personen systematisch benachteiligt werden mit einem kurzen letzten Kapitel in welchem Lösungsvorschläge angeboten werden. Man muss nicht allem zustimmen, aber man sollte über die dargelegten Probleme mal nachdenken. Gerade das Drogenkapitel hat mir doch die Augen geöffnet...

Es wird sich aber wohl nichts ändern, denn für arme Personen gibt es kaum eine Lobby.

Negativ aufgefallen ist mir inkonsequentes Gendern. Richter und Richterinnen werden immer getrennt, Straftäter sind dagegen - wenn nicht namentlich erwähnt - generell maskulin.