„ A. zeigt sich resigniert. Er sagt, er fühle sich im Stich ge-lassen. Er fühle sich betrogen. Im Iran würden Menschen wie er isoliert, diskriminiert und ins Gefängnis gesteckt, weil sie angeblich verwestlicht seien. Weil sie einen westlichen Lebensstil, eine westliche Demokratie wollten. Er erzählt, dass ihm und seinen Freunden unter der Folter gesagt worden sei, sie sollten doch auswandern, wenn sie sich Demokratie wünschten, hier sei nicht ihr Land. So komme es, dass man zu einem Flüchtling werde, falls man Glück habe und fliehen könne. Aber wenn man es dann bis in den Westen geschafft habe, müsse man tausendmal erklären, dass man kein Fanatiker sei, dass man an die Demokratie glaube, an westliche Werte, mehr als die Menschen im Westen selbst. Als Flüchtling ohne Rechte merke man bald, dass niemand sich wirklich für einen interessie-re. Dass man in Europa als Flüchtling wie der letzte Dreck behandelt werde, jeder einen ignoriere und verspotte. Dass die Unterstützungserklärungen der westlichen Politikerinnen und Politiker für Freiheitsbewegungen in despotischen Ländern eher Phrasen seien. Der Westen hätte es lieber, wenn Menschen wie er in ihrem Land blieben und in den Gefängnissen ermordet würden, denn dann könnte man das iranische Regime für Menschenrechtsverletzungen kritisieren und es unter der Hand zu einem guten Wirt-schafts-Deal zwingen. Immer gehe es um das Geld, das das Regime durch die Ölförderung verdiene und das der Westen haben möchte. Das zeigten die Gespräche und Dialog-bemühungen der europäischen Länder mit dem Regime.
A. hat sich in Fahrt geredet. Die jüdische Freundin ver-steht, was er gesagt hat, gut. Sie kritisiert insbesondere, dass die Europäische Union mit Diktaturen liebäugelt und sie durch Geschäfte unterstützt. Unter anderem das iranische Regime. Sie sagt, das Regime bedrohe Israel ganz offen mit Vernichtung, und zum Beispiel Deutschland reagiere nur mit Worthülsen darauf, ein Land, das immer wieder behaupte, voll und ganz hinter Israel zu stehen. Warum drohe Deutschland nicht einmal damit, die diplomatischen Beziehungen mit dem Iran zu beenden?“