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Peter Ullrich: Deutsche, Linke und der Nahostkonflikt (Deutsch language, Wallstein (1. Oktober 2013)) 5 stars

Immer wieder wird in Deutschland kontrovers diskutiert, ob, wann und warum israelkritische Positionen zum Nahostkonflikt …

"Nicht schon wieder eine Israel-Diskussion!"

5 stars

Ein sehr guter Überblick über die Diskurse /Argumentationsmuster) der deutschen Linken im Hinblick auf Israel/Palästina. Ullrich nutzt die Methode der Kritischen DIskursanalyse und analysiert wie bestimmte Ereignisse in linken Medien betrachtet werden und auf welche ideologischen Strömungen sich diese zurückführen lassen. Ich find besonders gut, dass das Buch extrem differenziert ist und versch. Antisemitismus-Ebenen betrachtet (diskursive Anschlussfähgkeit, also zB die Verwendung antisemitischer STereotype vor dem HIntergrund einer real existierenden Krise oder tatsächlicher gewollter Judenhass), einen Überblick über die verschiedene Forschung gibt und grundlegende Deutungsmuster antiimperialistischer Traditionslinker, antideutscher Linker und Zwischenpositionen darzustellen. Er verfällt auch nicht in die Behauptung das Antideutsche Positionen und Anti-Antisemitismus und Anti-Imp und (Antizionistischer) Antisemitismus zwingend Hand in Hand gehen müssen und analysiert auch zum Beispiel die rassistischen Stereotype Anti-Inperialisten am Beispiel der (glaub ich) MLPD. Im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen sieht er nicht nur die Anschlussfähigkeit an anti-semitische Diskurse, sondern auch an rassistische, was eine Lücke in der Debatte darstellt. Ich fand das Buch sehr hilfreich, es hat eine umfassende Literaturliste in der sehr viele andere Bücher sind die noch mehr über die Geschichte der linken Bewegung, Antisemitismus, Antirassismus, SHoah und Israel/Palästina schreiben.

@unsuspicious@wyrms.de das buch ist an sich gar nicht anstrengend find ich, sondern sehr erhellend. anstrengend war höchstens das am PC lesen... ich fands echt gut, grade aufgezeigt zu bekommen wie sehr die eigene nationale prägung den blick auf nahost verändert und zu realisieren was für ne krass emotionale debatte das eigentlich ist, die weniger mit den realen und historischen ereignissen zu tun hat sondern auch mit eigener identität, schuldabwehr, weltanschauung und verstrickung in eigene voreingenommenheit und unreflektiertes umgehen mit diskriminierung. grad für leute aus D-land die sich aus guten gründen nicht mit schland identifizieren fand ich das buch echt gut um die argumentationsmuster aus linken deutschen medien zu verstehen. also es geht auch mehr um argumentation und denkweisen als geschichte, bis auf ein kapitel über deutsche kommunisten und antizionismus, antisemitismus und stalin. ich würds dir empfehlen!

@unsuspicious@wyrms.de achso, und ja, ne meinung hab ich nämlich: es ist kompliziert, aber das ist normal bei allen konflikten, und es ist sicher möglich eine differenzierte, aber gleichzeitig geschärfte linksradikale meinung zu haben die weder einen "both sides move" macht noch aber zu einseitig wird oder ins reaktionäre umschlägt. was das genau sein soll, puh, keine ahnung, bisher zu wenig gelesen, aber ich hoffe auf ne lösung ohne krieg, herrschaft und kapitalismus.