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Sönke Ahrens: Das Zettelkasten-Prinzip (Paperback, 2017, Books on Demand) 4 stars

Der Schlüssel zu erfolgreichem Schreiben und Studieren liegt in der intelligenten Organisation von Notizen. Dieses …

Viele interessante und hilfreiche Ideen

4 stars

Zusammenfassung: Sönke Ahrens stellt hier das Zettelkasten-Prinzip vor, das dabei helfen soll seine Notizen und Gedanken sinnvoll zu organisieren. Der Autor erzählt kurz die Geschichte von Niklas Luhmann, der als Erfinder des Prinzips in dieser Form gilt und stellt damit die Motivation dahinter vor. Luhmann der ausgebildeter Jurist war, wurde eine Soziologie-Professur in Aussicht gestellt. Um diese Stelle antreten zu können hat er sowohl seine Doktorarbeit, als auch seine Habilitation innerhalb eines Jahres fertiggestellt. Luhmanns "Output" als Soziologe war im Laufe seiner Karriere enorm, was ein weiterer Hinweis darauf ist wie gut seine Methode funktionierte. Das Buch ist in weiterer Folge in zwei Teile geteilt, zuerst wird das Zettelkasten-Prinzip per se im Detail erklärt. Später werden die Schritte erklärt, wie man zu einem "intelligenten Text" kommt. Der Fokus liegt also nicht nur am Verarbeiten von Informationen, sondern besonders auch darauf wie man zu einem eigenen Text kommt.

Meinung: Ob das Zettelkasten-Prinzip in dieser Form für jeden sinnvoll ist, ist fraglich. Der Autor selbst sagt zu Beginn, dass es hauptsächlich im geisteswissenschaftlichen Bereich und generell im Wissenschafts-Betrieb Anwendung findet. Gedacht ist es jedenfalls für Leute die regelmäßig Texte schreiben, in welcher Form auch immer. Das heißt aber nicht, dass nicht für jeden etwas sinnvolles dabei ist. Auch in der Anwendung muss man Informationen aufnehmen und diese sinnvoll verarbeiten. Wenn man diese in strukturierter Form ablegt, findet man sie schneller wieder und noch viel wichtiger man kann sie mit Informationen aus anderen Quellen verknüpfen und daraus neue Schlüsse ziehen. Generell lernt man wie man sinnvoll Notizen macht. Die im Buch vorgestellten Permanent-Notizen sollen die Information die man sich aus der Literatur notieren möchte, in eigenen Worten enthalten. Das heißt man verarbeitet die Information schon beim Notieren und muss kein zweites Mal das Original lesen. Zitate sind sinnlos, wenn man Wochen später ein Zitat liest, hat man den Kontext vergessen und weiß nichts mehr damit anzufangen! Durch diese Art der Permanent-Notizen ergeben sich außerdem automatisch Folge-Gedanken und man wird dazu angeregt in eine Richtung weiter zu recherchieren. Den Ansatz finde ich richtig sinnvoll und praktisch. Der Autor schweift teilweise auch etwas aus und streift viele Themen die wenig mit dem Zettelkasten-Prinzip zu tun haben. Viele Studien aus der Psychologie und Soziologie sollen zeigen was Menschen beim Lernen und Verarbeiten von Informationen falsch machen, das Bildungssystem kommt teilweise auch nicht gut weg. Diese Dinge sind gut zu wissen, gehen aber irgendwie am Thema vorbei. Das Buch ist kurz und daher habe ich mir eher eine reine Erklärung und Anleitung erwartet. Leider fehlt es an dieser Anleitung etwas. Die analoge Form des Zettelkastens wird natürlich detailliert erklärt, aber für den digitalen Raum wird nur erwähnt dass es Software gibt. Hier hätte man etwas mehr auf den täglichen "workflow" eingehen können. Vor allem da die Methode oberflächlich betrachtet doch recht kompliziert und umfangreich wirkt. Aber vielleicht braucht es hier langfristige Arbeit an seinem Zettelkasten damit man selbst merkt, wie er seine Wirkung als "intellektueller Gesprächspartner" entfaltet.