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manifest der familienwebenden

wir lieben unsere kontrollierte unordnung. wir brauchen herzlichstabile begleitung, eine erweiterung des horizonts und gleichzeitig klebrige fäden, etwas, woran wir hängen, umfassende elternschaft, mehrbeinige, weise, feine und weitere familienangehörige, verantwortung die gefeiert wird. wir tragen verantwortung. je nach wille und bedarf, werden wesen mit bindendem vertrag hinzugefügt. wir sind eine konstante variable, selbst ein vielseitiges wesen. verantwortung anzunehmen, heißt, frei zu werden, neue verwicklungen einzugehen, neue rollen zu befüllen und seinsformen zu lernen. wer keine verantwortung trägt, findet keine freiheit. wir wachsen nur miteinander, kontinuierliches weben befreit uns von den zwängen der reproduktion. wir werden kleine familien, wir werden große familien, sind polyvalente angehörige, neue tanten, onkel, brüder, schwestern und entlasten dabei den gesamtzusammenhang. wir wachsen zu jeder zeit und immer wieder neu. wir haben genug von abwesenheiten, zählen nur noch, wer da ist. wir vertrauen uns und einander, fassen uns, halten uns und übernehmen lustvoll verantwortung. in konflikt und kollaboration bildet sich vielsprossiges vertrauen, neue netze, die uns tragen. wir geben vertrauen weiter, schürfen nähe, ohne uns zu verlieren. in den trümmern machen wir uns verwandt.

— wir zaudern, wir brennen by Tim Holland (Page 58)

manifest des moralisch-radikalen kollektivs

1. wir leben diese erden.
2. wir lieben die gemeinsame rede.
3. wir trauern um schnee, versuchen, dem regen zu trauen.
4. wir sehen das schrumpfen des ozonlochs, sehen die explodierende co2-bilanz.
5. wir kommen als fragezeichen zur welt.
6. wir verweigern jede form von messaging, setzen auf den zug der grauwale und steinschmätzer.
7. wir denken uns zum ausrufezeichen.
8. wir lösen extreme probleme mit extremem handeln.
9. wir installieren nervengift in unseren korallenachseln.
10. wir bleiben teil des kreislaufs, wir recyceln uns jung.

— wir zaudern, wir brennen by Tim Holland (Page 54)

wir fühlten immer noch wut, die alles glasierte. mit den pfoten, wurzeln, derben händen schlugen wir in das piezoelektrische plastik, das unsere zeltwand bildete, aus wind erzeugte, aus wut energie erzeugte und linseneintöpfe zum kochen brachte.

etwas flammte auf.

auf die berge hatten wir gewartet, aus den bergen kam feuer. und feuer.

die champagne, im klimawandel an den müggelsee gezogen, brannte.

blaugummibäume brannten. fichten brannten.

die schriftführerin: die jahreszeit feuer.

— wir zaudern, wir brennen by Tim Holland (Page 29)

wir zippelten aneinander herum, trauten einander, dass jeder nur für sich mit dem anderen körperte; dass die körper die melancholie der körper überwanden. wir glaubten, dass begehren eine frage des zeitpunkts war, keine andere.

— wir zaudern, wir brennen by Tim Holland (Page 39)