Hab lange an dem Buch gesessen. Zum einen weil viel recherchiert nebenher. Zum anderen, weil es auch kein einfaches Thema ist.
Sehr lesenswert!
Reads in German & English • born 1984 • GNU Terry Pratchett
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Für nicht-binäre Jugendliche kann es eine besondere Herausforderung sein, ihren Eltern deutlich zu machen, wie sie sich erleben, also dass sie in die Vorstellung von männlich und weiblich nicht wirklich hineinpassen. Man könnte auch sagen, ihnen ist es gar nicht wichtig, ans andere Ufer zu kommen, also von "Frau zu Mann" oder umgekehrt. Sondern es ist ihnen wichtig, baden zu gehen, manchmal zwischen den Ufern und manchmal auf hoher See, wenn gar keine Ufer mehr da sind.
— Familien mit trans* und nicht-binären Kindern by Mari Günther, Kirsten Teren, Sascha Bos, and 2 others (verstehen lernen) (Page 71 - 72)
Ein gut recherchiertes Zeitdokument der Journalistin Lee Yaron. Es vermittelt nebenbei viel von der Geschichte Israels, insbesondere von der Differenz, der Diversität und den sozialen Ungleichheiten innerhalb des Landes. Aber wie zu erwarten ein tief trauriges Buch. Schwierig straight durchzulesen ohne Pausen.
Ich kannte Frohmann bisher vor allem von ihren "Präraffaelitische Girls"-Memes und Mikroblog-Interventionen. Sie kann offensichtlich auch "lang". Pluspunkte für die Bildbeschreibungen zu Beginn der Abschnitte und für einen lieben WTF-Moment am Ende der Novelle. Und zum Thema Novelle: Die Autorin schreibt in der "Nachbemerkung", dass sich in ihrem Werk "Spuren" bekannter Novellen finden ließen. Ich konnte sie nicht finden, was schlicht daran liegt, dass ich zu unbelesen bin. Es hat aber meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. (Und ist wahrscheinlich ein schönes Easter-Egg für Fans von Novellen-Klassikern.)
Dafür litten [ihre Kinder] existenziell an der Gewissheit, dass alles, was sie hatten, auf struktureller Ungerechtigkeit und dem Leiden anderer basierte. Sie zerbröselten am mind fuck, keine Zukunft zu haben und ihr sicheres Leben in der Gegenwart nicht zu verdienen. (Sie verdienten es, es war nicht ihre Schuld, dass andere vor ihnen die Welt gewaltvoll geordnet hatten. Es würde ihre Verantwortlichkeit sein, daran mitzuwirken, etwas dagegen zu tun. Aber sie verdienten gute Leben. Alle verdienten gute Leben. Es war nur schwer, ein gutes Leben zu genießen, wenn andere es nicht hatten. Außer, man war skrupellos, dann war das kein Problem.)
— Vier Wochen by Christiane Frohmann (Page 22 - 23)
Antonio Gramsci ist heute der nach Dante weltweit am meisten zitierte italienische Autor. 1926 als politischer Gegner des faschistischen Regimes …
Die Hegemonie entspringt in der Fabrik und braucht zu ihrer Ausübung nur eine minimale Menge professioneller Vermittler der Politik und der Ideologie.
— Antonio Gramsci by Thomas Barfuss, Peter Jehle (Page 143 - 144)
Staat = politische Gesellschaft + Zivilgesellschaft, das heißt Hegemonie, gepanzert mit Zwang.
— Antonio Gramsci by Thomas Barfuss, Peter Jehle (Page 109)
Man muss nüchterne, geduldige Menschen schaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern. Pessimus des Verstandes, Optimismus des Willens.
— Antonio Gramsci by Thomas Barfuss, Peter Jehle (Page 94)
Seit den schulbildenden Aufsätzen Max Horkheimers vor fast 100 Jahren führt der Begriff »Sozialphilosophie« Konnotationen mit sich, die mehr als …
Der Einwand Adornos gegen die Ontologie in ihrer ideengeschichtlichen Gestalt und als noch verfügbare Denkform Ist, ganz vereinfacht zusammengefasst, dreifach: Erstens erschleicht sich die Heidegger'sche Ontologie ihre Konkretion durch ein ungeschichtliches Denken: sie geht von einem ganz bestimmten gegenwärtigen Seienden aus und behauptet von ihm, es sei das Konkrete schlechthin. Dies verfehlt die radikale Temporalität und Geschichtlichkeit des Seienden. Zweitens verbirgt die ontologische Rede, dass der Standpunkt, von dem aus über Sein und Seiendes gesprochen und geurteilt wird, eine auch subjektive, über Objektivität nicht direkt verfügende Qualität hat. Irreführend und in einem falschen Sinne essentialistisch ist die Suggestion, daß in der Sprache das Sein selbst unmittelbar redet, ohne daß es durch die Menschen vermittelt wäres. Drittens und damit verbunden ist der Vorwurf, dass diese Suggestion einer subjektunabhängigen Objektivität, die einem souveränen philosophischen Zugriff direkt zugänglich sei, in sich eine autoritäre Struktur insofern hat, als sie die Veränderlichkeit des Seienden leugnet, da die behauptete "Superiorität" oder der "Vorrang des Seins" die politische, menschengemachte Form gesellschaftlicher Tatsachen verbirgt.
— Was ist Sozialphilosophie? by Martin Saar (suhrkamp taschenbuch wissenschaft, #2453) (Page 143)
Adorno wirft der (Heideggerschen) Ontologie also 1. Ahistorizität, 2. Essenzialismus und 3. Depolitisierung vor. ➡️ Adornos methodisches Programm: Dialektik anstatt dogmatischer Ontologie.