Hinter uns, am Klettersteig „Johann", herrscht emsiges Treiben. Er führt fast vertikal durch die Wand, ist vollgesprenkelt mit Stahlstiften zum Steigen und Stehen, mit einem Drahtseil zum Halten und Ziehen. „Wer dort hochgeht, hat die Stufe ,Wandern' meist ganz übersprungen", sagt mein Führer. Nicht lange fackeln, heißt die Devise, schnurstracks hinauf wie auf einer langen Treppe - steil ist geil und ein wahrer Kick, wenn man sich umdreht und in den Abgrund blickt. „Ein Klettersteig suggeriert ein Können, das im Grunde gar nicht vorhanden ist", sagt Hoi. „Was wissen diese Leute vom Gestein, vom Wetter, von den Verhältnissen? Sie haben meist nie gelernt, einen Berg zu lesen. Ohne Drahtseil und Stifte hätten sie keine Chance." Sie vertrauen auf das, was eigens für sie an den Fels gespannt und in ihn hineingerammt wurde, und wenn wirklich was schiefgehen sollte, sind ja noch das Handy und der Hubschrauber da.
Es gibt immer mehr Leute, die in den Bergen auf Klettersteige gehen“, sagt der Führer, Jahrgang 1942. „Aber ich kenne kaum einen, der durch einen Klettersteig zum Berg gefunden hat."